Am Donnerstag, den 24. Januar 2019, sind die Mitglieder der Schneeschuhtourenecke zu ihrer ersten gemeinsamen Ausfahrt gestartet. Unter der Führung von Achim, Rosa und Clemens waren wir mit insgesamt elf Leuten unterwegs. Los ging es gegen Nachmittag vor dem DAV-Sektionszentrum, wo wir uns getroffen haben, um zusammen mit einem Bus von Stadtmobil nach Bolsterlang aufzubrechen. Nach ca. dreistündiger Fahrt sind wir fast staufrei und ohne Schneeketten aufziehen zu müssen in unserer Unterkunft, dem Gästehaus Klara angekommen. Das Haus schien etwas aus der Zeit gefallen. Die Einrichtung war teilweise noch im Originalzustand, vielleicht aus den 70er oder 80er Jahren des letzten Jahrhunderts – wer kennt denn noch Nordmende-Röhrenfernsehgeräte? Aber die Herzlichkeit der Wirtin und ihr Bemühen um das Wohlergehen der Gäste waren bemerkenswert. So hatte sie uns zum Abendessen Pizza bestellt, weil der lokale Gasthof Ruhetag hatte. Gut gesättigt und mit Getränken versorgt, ging es an die Tourenplanung für den ersten Tag. Da wir doch recht viele Leute waren, hat sich schnell gezeigt, dass wir zwei Touren ausarbeiten mussten – eine etwas gemütlichere und eine etwas sportlichere. Gegen 23 Uhr gingen wir voller Vorfreude, das Wetter sollte hervorragend werden, ins Bett um am nächsten Morgen um 7.30 Uhr mit dem Frühstück in den Tag zu starten.
Warm eingepackt, mit Proviant und heißem Tee versorgt, sind wir am Freitag zu unserer ersten Tour gestartet. Los ging es nach einer kurzen Autofahrt in Gunzesried-Säge. Von hier aus sind wir noch alle zusammen in wunderschön verschneiter Winterlandschaft über die Mittelbergalpe bei einer gemütlichen Gratwanderung Richtung Bleicherhorn gelaufen.
Kurz vor der Höllritzer Alpe haben wir uns dann aufgeteilt. Die Gruppe um Rosa hat zunächst mal an der Alpe eine Pause eingelegt. Angesichts kalter Temperaturen und eisigem Wind war sie aber ziemlich kurz ausgefallen. Nach kurzer Diskussion über die wohl beste Anstiegsroute, die lawinengefährdetes Gebiet meidet, sind wir auf den Verbindungsgrat zwischen Bleicherhorn und Höllritzereck aufgestiegen und von dort aus weiter zum gleichsam zu einer Skulptur vereistem Gipfelkreuz zu kommen. Das Panorama, das sich vom Gipfel aus bot, war fantastisch. Im Abstieg ging es zunächst retour zur Höllritzer Alpe und dann weiter über die Grafenalphütte und das Ostertal zurück nach Gunzesried-Säge.
Die sportlichere Gruppe hat sich in Richtung Siplinger Kopf aufgemacht. Ungefähr 150 Hm unterhalb des Gipfels mussten wir jedoch feststellen, dass der Gipfelaufstieg aufgrund von zu steilem Gelände und deutlichen Schneebrettanrissen nicht möglich war. Also haben wir uns entschieden, bei einer Pause als Übung ein Schneeprofil zu graben und dieses zu bewerten. Da auch hier ein eisiger Wind ging, waren alle sehr motiviert, sich beim Schaufeln aufzuwärmen und somit war das Profil bald fertig. Nachdem wir unsere Spuren anschließend wieder beseitigt hatten, ging es auch für uns über das Bleicherhorn und das Höllritzereck hinunter ins Ostertal und zurück zur Säge.
Abschließend sind wir dann auch bald alle nach einem gemeinsamen Abendessen im Gasthaus Riedbergerhorn und der Tourenplanung für den Samstag erschöpft ins Bett gefallen.
Das Wetter am Samstag bot uns den ganzen Tag Schneefall und ordentlichen Wind. Wir wollten über das Bolsterlanger Horn zum Ochsenkopf und auf dem Rückweg noch im Berghaus Schwaben einkehren. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt… Fast direkt vom Haus weg, sind wir zum Sonderdorfer Kreuz aufgestiegen und von da aus weiter Richtung Bolsterlanger Horn. Weil der Wind doch ziemlich ungemütlich war, haben sich unsere Führer für den Aufstieg durch den Wald entschieden. Der Weg war steil und die, die vorn gingen, mussten ordentlich Spurarbeit leisten. Wohl denen, die zwar immer noch steil, aber trotzdem hinterher stapfen konnten. Und dann stellte uns das Bolsterlanger Horn, eigentlich mit 1586 Metern ein nicht allzu hoher Gipfel, vor unüberwindliche Schwierigkeiten: Kurz unter dem Gipfel ging es nicht mehr weiter. Rechts ging es steil, zu steil nach unten, für die Direttissima auf den Gipfel hätten wir Steigeisen gebraucht, die keiner dabei hatte, und rechts zeigte sich ein Lawinenanriss. So blieb uns nichts anderes übrig, als umzukehren und ebenso steil abzusteigen, wie wir aufgestiegen waren. Mehrere hundert Meter tiefer sind wir wieder auf dem Winterwanderweg gestoßen und zur Einkehr Richtung Hörnerhaus abgebogen. Aber es hat dann doch noch einige gejuckt, die nicht ohne Gipfelerfolg zurückkehren wollten. Also hat sich ein wackeres Grüpplein nach der Pause unter der Führung von Achim auf dem Weg zum Gipfel gemacht. Der Aufstieg erfolgte zunächst parallel zur Skipiste im Wald bis zur Bergstation der Hörnerbahn und von dort aus weiter zum Gipfel des Bolsterlanger Horns. Dank Schneefall und niedriger Wolken bedurfte es doch ordentlich Fantasie, um vor dem inneren Auge die umliegenden Berge zu erkennen. Ungefähr auf halbem Weg zurück sind wir wieder auf den Rest der Gruppe gestoßen. Sie hatten gerade ihre Verschütteten-Rettungsübung unter der Leitung von Clemens beendet. Wir haben dann auch noch Achims Rucksack vergraben und nach seinen Anweisungen mit LVS-Gerät und Sonde den „Verschütteten“ geortet und ausgegraben, in der Hoffnung, dass wir dieses Wissen nie brauchen werden. Trotz der Widrigkeiten am Vormittag war der Samstag insgesamt ein gelungener Tag!
Der Sonntag hat seinem Namen wieder alle Ehre gemacht und uns am Morgen mit Sonnenschein erfreut. Obwohl das unser Abreisetag war, durften wir unser Gepäck in unseren Zimmern lassen und konnten nach unserer Tour noch duschen. Die Wirtin war wirklich entgegenkommend. Heute sollten wir unser Ziel, den 1712 Meter hohen Wannenkopf auch ohne Schwierigkeiten erreichen. Natürlich, vor dem Genuss kommen die Mühen des Aufstiegs und der Schweiß. Aber welch ein Genuss erwartete uns am Gipfel: Beste Fernsicht, der gesamte Allgäuer Hauptkamm breitete sich tief verschneit vor uns aus. Zur Gipfelrast gab es dann auch noch eine flüssige Köstlichkeit aus Clemens‘ Rucksack. Was, wird an dieser Stelle nicht verraten. Am Ende des Abstiegs mussten einige, denen die heutige Tour nicht lang genug war, nochmal einen Schlenker über das Sonderdorfer Kreuz gehen. Inzwischen waren Wolken aufgezogen und es hatte zu schneien begonnen. Fast das gesamte Spektrum des Winterwetters an einem Tag! Den Abschluss des Tages haben wir im Bergbauernwirt gefeiert, einem Geheimtipp für Bierliebhaber. Neben einer auf der Speisekarte ausgewiesenen guten Allgäuer Küche, verzeichnet eine Genussbierkarte unter anderem handwerklich gebrautes Craft Beer. Irgendwann mussten wir dann doch nach Karlsruhe zurückfahren mit der Freude über ein rundum gelungenes Schneeschuh-Wochenende. An dieser Stelle herzlichen Dank an Rosa und Achim für die Initiative, die Organisation, Vorbereitung und Tourenführung und allen, die ihren Teil zum Gelingen beigetragen haben.
Andreas Wild und Heike Susanne Lukas
Fotos: Achim Buchwald und Rosa Buchwald-Sätje, Heike Susanne Lukas