Nein, wir verraten euch hier nicht das Ende der letzten Staffel von Game of Thrones! Hier geht es um Feuer und Eis beim Alpinklettern am Albignastausee im Bergell.
Den Wecker auf 5:00 Uhr gestellt, Abfahrt um 6:00 Uhr, um nach 500 km Fahrerei noch rechtzeitig um 12:00 Uhr die Seilbahn Pranzaira nach oben zum Stausee zu erwischen. Die Rucksäcke waren bereits gepackt, das Kletterequipment verstaut, die Seile aufgenommen und so ging es freudig zur Gondel - nur um festzustellen, dass Italien gleich ums Eck ist und in diesem Teil der Schweiz die "Siesta" wie ein Schweizer Uhrwerk eingehalten wird. Eine Stunde und 15 Minuten später ging es dann endlich bergauf und zum Fuße der Spazzacaldeira. Dort hatten wir uns für den ersten Klettertag die Route „Via Leni“ 7- (6 obl.) vorgenommen.
Heiß auf den Bergeller Granit begaben wir uns in die erste Seillänge. Das Wetter hielt was die Vorhersage versprach, bis Isa die Hälfte der ersten Seillänge hinter sich hatte, dann mussten auch wir im sommerlichen Bergell feststellen: „Der Winter naht“! So kam auch kein Chalk von oben gerieselt, vielmehr überraschte uns ein im wahrsten Sinne des Wortes eiskalter Hagelschauer, sodass wir den Rückzug antreten mussten.
Wieder im Tal angelangt, standen wir vor einer weniger klettertechnischen, aber genauso schwierigen Herausforderung - und zwar die komplett vollgesogenen Halbseile wieder trocken zu bekommen. Der Campingplatz Aquafraggia in Piuro (Italien) mit seinem Heizungsraum war die Rettung. So konnten wir uns am nächsten Tag mit trockenen Seilen und trockenem Equipment wieder zur Spazzacaldeira aufmachen um unser Hauptziel, die berühmte „Fiamma“ zu stürmen. Um zur Fiamma zu gelangen entschieden wir uns für die Route „Dente per Dente“ 7- (7- obl.), an deren Ende wir über den Ostgrat zum Gipfel und dann zur Fiamma, dem Wahrzeichen des Bergeller Granit, kommen wollten. Über traumhafte, vielseitige Seillängen in bestem Granit, dann einfache, ungesicherte Klettermeter, Abseilen, alpinen Fußweg und eine letzte fordernde Seillänge gelangten wir auf die Fiamma. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto auf der Fiamma hieß es in 30 Minuten zurück zum Stausee und dann noch einmal in zwei Stunden 1.000 Höhenmeter absteigend hinunter zur Talstation.
Um keinen „Sack hängen zu lassen“ beendeten wir am Tag darauf mit viel innerem Feuer statt Eis und Hagel die „Via Leni“. Ebenfalls eine Traumroute mit sehr vielseitiger Platten-, Verschneidungs-, Kamin- und Risskletterei und einem kleinen Aufschwung in der zweiten Seillänge. Summa summarum: ein erfolgreiches Wochenende! Die Routen für 2018 stehen schon fest, wir kommen wieder :-)
Isa & Bine
Routen: „Via Leni“ 7- (6 obl.), 5 SL; „Dente per Dente“ 7- (7- obl.), 8 SL; „Fiamma“ 7, 1 SL
Camping: Aquafraggia, Via S. Abbondio 1, I-23020 Piuro
Anmerkung: Zwei Tage später wurde die Straße nach Chiavenna durch einen Bergsturz am Piz Cengalo teilweise verschüttet.